Die Nutzwertanalyse als fachdidaktische Methode im Wirtschaftsunterricht

Die Nutzwertanalyse wird als eine fachdidaktische Methode zur Entscheidungsfindung im Wirtschaftsunterricht verstanden.

Sie gewinnt besonders in wirtschaftlichen und kaufmännischen Berufen an Bedeutung, weil sie zur Entscheidungsfindung beiträgt. Im wirtschaftspädagogischen Unterricht wird diese Fachmethode praxisnah vermittelt werden, indem sie beispielsweise an einem Fallbeispiel, wie dem Schulkiosk, angewendet wird. Diese Fachmethode erläutert, wie eine Produktentscheidung erfolgt, wenn das Produkt mittels einer Punktvergabe bewertet und mittels Kriterien gewichtet wird. Die Nutzwertanalyse ermöglicht die Entscheidungsfindung, indem ein Produkt im Vergleich zu einem anderen Produkt nach Kriterien bewertet wird, die festgelegt oder vorgegeben werden. Die Entscheidungsfindung erfolgt anhand von Kriterien, die definiert werden, bevor sie gewichtet werden. Die Punktvergabe erfolgt entsprechend dieser Kriterien pro Produkt im Vergleich zu einem anderen Produkt, sodass beispielsweise das Produkt Apfelsaftschorle beim Kriterium Preis eine höhere Punktzahl vergeben bekommt als das Produkt Smoothie beim gleichen Kriterium Preis. Die Schwierigkeit bei dieser Fachmethode zur Entscheidungswahl besteht in der Subjektivität beziehungsweise in der Objektivität eines Menschen, weil die Subjektivität beziehungsweise die Objektivität die Kriterienvergabe und die Punktvergabe beeinflussen.

Im Wirtschaftsunterricht erfolgt die Kriterienvergabe und die Punktvergabe subjektiv beziehungsweise objektiv, wenn die Schülerinnen und Schüler diese Aufgabe übernehmen. Die Schülerinnen und Schüler entscheiden subjektiv beziehungsweise objektiv, ob sie beispielsweise Apfelsaftschorlen und Smoothies und Eistee als Produkte bei der Nutzwertanalse vergleichen und bewerten. Im Wirtschaftsunterricht gewinnt diese Entscheidungsfindung an Bedeutung, weil sie lebensnah erfolgt und weil die Schülerinnen und Schüler die Bedeutung der Nutzwertanalyse im Schulalltag und im Berufsalltag begreifen. Sie wird greifbar und weniger abstrakt. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit der Bedeutung wirtschaftlicher Entscheidungen auseinander und überlegen, welche Kriterien für die Produktentscheidung wichtig sind. Diese Kriterien können entweder im Unterricht erarbeitet oder von der Lehrkraft vorgegeben werden, um die Komplexität zu reduzieren.

Die praktische Anwendung der Nutzwertanalyse erfolgt in mehreren Schritten. Die Schülerinnen und Schüler wählen Bewertungskriterien aus und legen fest, welche Faktoren für die Entscheidung besonders relevant sind. Sie bewerten die zur Auswahl stehenden Produkte auf einer Punkteskala von 1 bis 10, wobei 10 für die beste Bewertung steht. Sie gewichten die Kriterien, um zu bestimmen, welche Faktoren einen größeren Einfluss auf die Entscheidung haben. Die Gewichtung erfolgt entweder von den Schülerinnen und Schülern oder sie wird vorgegeben, um den Rechenaufwand zu minimieren. Die Entscheidungsfindung erfolgt mittels des Gesamtnutzenwertes, indem die Punkte mit der jeweiligen Gewichtung multipliziert werden und zu einem Gesamtnutzenwert addiert werden. Das Produkt mit dem höchsten Gesamtnutzenwert stellt die beste Wahl für den Schulkiosk dar.

Die Schülerinnen und Schüler präsentieren nach der Berechnung die Ergebnisse und vergleichen, ob alle Gruppen zur gleichen Entscheidung gekommen sind. In der Reflexionsphase hinterfragen die Schülerinnen und Schüler, wie objektiv beziehungsweise wie subjektiv die Kriterienwahl und die Punktvergabe sind. Sie diskutieren, in welchen wirtschaftlichen Kontexten die Nutzwertanalyse angewendet werden könnte und welche möglichen Schwächen und Schwierigkeiten diese Fachmethode aufweist.

Die Schülerinnen und Schüler  erwerben durch die Anwendung der Nutzwertanalyse fachliche Kompetenzen, methodische Kompetenzen, soziale Kompetenzen und personale Kompetenzen. Sie lernen, wirtschaftliche Entscheidungen systematisch und datenbasiert zu treffen und erkennen die Bedeutung von Kriteriengewichtung und Berechnungsmethoden. Sie entwickeln methodische Kompetenz, indem sie Produktalternativen bewerten, Berechnungen durchführen und ihre Ergebnisse präsentieren. Die Zusammenarbeit in Gruppen fördert zudem die Kommunikationsfähigkeit und Teamfähigkeit, weil Meinungen diskutiert werden und gemeinsam eine Entscheidung getroffen wird. Die Fähigkeit zur kritischen Analyse und Selbstreflexion wird durch die Reflexion über den Entscheidungsprozess gestärkt. Die Nutzwertanalyse ist eine Fachmethode zur strukturierten Entscheidungsfindung, die sich besonders für den Wirtschaftsunterricht eignet.

 

Literatur

11_Nutzwertanalyse.pdf (siehe Methodenbeschreibungen im Kurs Unterrichts- und Untewreisungsmethodik WS24_25 bei Microsoft Teams)